Wissen Sie noch, vor der Jahrtausendwende fotografierte man Landschaften noch mit analogen Dia- oder Schwarz-Weiß Filmen. Für Farbaufnahmen kam fast nur der Fuji Velvia in Frage: die Dias wurden am Leuchtpult gesichtet und nur die besten mit einem sündhaft teuren Scanner digitalisiert. Digitalkameras brachten die Auflösung noch nicht und waren viel zu kostspielig. Das gängige Kleinbildformat 24 x 36 mm wurde genutzt wie nie zuvor und die Emulsionen waren technisch ausgereift. Eine Steigerung der Auflösung war nur noch mit einem größeren Aufnahmeformat zu erreichen, deswegen bevorzugte man Mittelformatkameras, wenn es um maximale Bildqualität ging (und wenn man es sich leisten konnte). Aber auch im Mittelformat gab bzw. gibt es Formatunterschiede: von 4,5 x 6 cm bis hin zur Königsklasse 6 x 17 cm. Und letzteres ist das größte Format, was mit Hilfe einer Kamera und einem 120er Rollfilm realisiert wurde, übrigens ein Panoramaformat! Ich selber, schon damals im Fotohandel tätig, durfte mir um die Jahrtausendwende eine Linhof 617 Technorama und das Konkurrenzmodell, die Fuji GX 617 ausleihen und habe mit Begeisterung ein paar Filme belichtet. Und kürzlich brachte mir ein Kunde seine Fuji GX 617 zum Kommissionsverkauf. Alter Erinnerungen wurden wach… |
ist eine analoge Mittelformatkamera für das Bildformat 56x168mm (annähernd 6 x 17 cm), was dem Seitenverhältnis von 1:3 entspricht und somit deutlich breiter als die gängigen Bildformate ist. Die Bezeichnung „Panoramakamera“ ist also durchaus angebracht. Ein 120er Rollfilm reicht für vier, ein 220er Rollfilm für acht Aufnahmen. Die Produktion dieser Kamera wurde 2004 eingestellt, da man sich ab diesem Zeitpunkt beim Hersteller auf digitale Produkte konzentrierte. |
Zum Ausrichten der Kamera und um den Bildausschnitt zu bestimmen werden je nach Objektiv entsprechende Sucher verwendet. Zusätzlich befindet sich auf der Oberseite eine Libelle. Da die Kamera über keinerlei Automatik verfügt ist das „langsame“ Arbeiten mit Stativ dringend anzuraten. Blende, Fokus und Belichtungszeit werden nämlich direkt an den Objektiven eingestellt. Diese sind jeweils mit einem entsprechenden Verschluss ausgerüstet. |
Um die genaue Belichtung zu bestimmen nehmen Fotografen gerne eine zweite, moderne Kamera mit, messen mit dieser Kamera vor Ort die Belichtung und übertragen anschließend die ermittelten Werte für Blende und Verschlusszeit auf die GX 617. |
Da das exakte Fokussieren ohne Hilfsmittel gerade bei längeren Brennweiten schwierig ist, gibt es eine Fokussier-Mattscheibe, die anstelle des Rückdeckels eingebaut wird. Ganz klassisch verschwindet der Fotograf dann unter einem schwarzen Tuch! Nachdem der Fokus eingestellt wurde, wird die Mattscheibe gegen den Rückdeckel ausgetauscht und der Film eingelegt um die Aufnahme zu machen. |
Fuji hatte für die GX617 vier Objektive im Programm: das SWD 5.6/90mm mit 89°, das SW 8/105mm mit 80°, das W 6,7/180mm mit 52° und das T 8/300mm mit 33° Blickwinkel. Bei den Weitwinkelobjektiven 90mm und 105mm benutzt man zusätzliche einen, für das jeweilige Objektiv gerechneten ND-Centerfilter, die den Randabfall der Objektive ausgleicht. |
Egal ob man mit einer großen, analogen Mittelformatkamera oder einer kleinen, analogen Kleinbild-Kamera unterwegs ist, die Schärfentiefe eines Objektivs mit 90mm Brennweite bei gleicher Blende und Fokus ist in beiden Fällen identisch! Nur der Bildwinkel unterscheidet sich beträchtlich. Während man sich bei der großen GX 617 im Superweitwinkelbereich befindet, ist man mit der Kleinbildkamera bereits im Telebereich unterwegs. Ein genaues Fokussieren und Abblenden ist also bei der GX 617 dringend anzuraten. Eine Herausforderung, die die Sache äußerst spannend macht. Manchmal aber auch eine Einschränkung: bestimmte Motive mit viel Vordergrund funktionieren einfach nicht, da man diesen nicht zusammen mit dem Hintergrund scharf abbilden kann. |
Ein 56x168mm großes Dia auf dem Leuchtkasten begeistert fast jeden. Das große Format, der Detailreichtum und die Plastizität der Aufnahmen sind einzigartig! Die Weiterverarbeitung, das Scannen oder die Projektion sind natürlich aufgrund der Abmaße schwierig, da man hierfür kaum Standardgeräte verwenden kann. Trotzdem ist diese Kamera eine große Empfehlung für Foto-Enthusiasten, die Spaß am ursprünglichen Fotografieren haben und sich an der überragenden Qualität der Ergebnisse erfreuen. |
Analoge Panoramakameras im Format 6x17cm wie die Fuji GX617, Linhof Technorama 617 oder Horseman SW 617 sind oft nur noch gebracht zu bekommen z.B. bei...
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Jan Röpenack, Dezember 2017 |
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