Filter - Hardware
Das Wichtigste zum Thema Filter und Zubehör
Rund oder Eckig?
Runde Filter

Beide Filtertypen haben Vor- und Nachteile. Runde Filter mit Einschraubgewinde sind unkompliziert in der Handhabung und ohne weiteres Zubehör sofort einsetzbar. Hat man mehrere Objektive mit unterschiedlichen Frontgewinden im Einsatz, benötigt man allerdings jeweils einen eigenen Filter. Ebenfalls nachteilig ist, dass sich bei Verläufen der Übergang hell-dunkel nicht an das Motiv anpassen lässt.

Eckige Einsteckfilter im Filterhalter

Anders ist dies bei eckigen Einsteck-Filtern, die in einem Filterhalter sitzen, der per Adapterring am Objektiv befestigt wird. So kann der Filter nach oben oder unten verschoben werden. Der Filterhalter kann inkl. Filter aber auch gedreht werden, sodass man der Verlauf beim Einsatz entsprechender Filter, optimal auf das Motiv anpassen kann.

Die Adapterringe sind für unterschiedliche Frontdurchmesser erhältlich. Wechselt man das Objektiv und hat dieses einen anderen Frontdurchmesser, so wird nur ein weiterer Adapterring in der entsprechenden Gewindegröße benötigt. Der teure Filter kann somit weiter verwendet werden.

Lensinghouse Adapterring und Filterhalter
Das komplette System bestehend aus Adapterring(en), Filterhalter und Filter ist also leicht auszubauen und die Anzahl der benötigten Filter hält sich in Grenzen.

3 Filter lassen sich im Halter einsetzen Ein weiterer Vorteil ist die schnelle Montage bzw. Demontage. Arbeitet man beispielsweise mit starken ND-Filtern muss der Filter vor der Aufnahme entfernt werden um den Fokus einzustellen und die Belichtung zu messen. Beim Lensinghouse System lässt sich der komplette Filterhalter inklusive eingesetztem Filter mit einem einzigen Federstift schnell und unkompliziert entfernen und genauso schnell wieder auf den Adapterring einsetzen, siehe hier.

Nicht zu vergessen, dass sich bei diesem System bis zu drei Filter gleichzeitig benutzen lassen. Diese Kombination ist zwar auch bei runden Schraubfiltern möglich, diese lassen sich aber manchmal – einmal zusammengeschraubt - schlecht wieder voneinander trennen.

Die richtige Größe - auch eine Kostenfreage

Hat man sich für eckige Einsteckfilter entschieden bleibt die Frage nach der richtigen Größe. Unterschiede gibt es in der Filterbreite: gängig sind die Breiten 67 mm (Cokin A), 84mm (Cokin P), 100 mm (Cokin Z-Pro, Lee, Hitech Formatt, Lensinghouse, Singh Ray), 150 mm und 180 mm. Die Länge der Filter entspricht bei ND-Filtern der Breite (quadratische Filter), bei Verlauffilter ist dies jedoch größer um ein Verschieben der Filter im Halter zu ermöglichen. Die Dicke beträgt meist 1,5 oder 2 mm.

Die am häufigsten verwendete Filterbreite ist 100 mm, da sich diese mit Objektive bis 82 mm Frontdurchmesser problemlos kombinieren lässt.

Wer ausschließlich mit kleineren Objektiven arbeitet, kann aber auch zu kleineren Systemen, 67 mm oder 86 mm greifen, ist dann aber beim Neukauf eines Objektives beschränkt oder muss das Filtersystem wechseln.

Das 150 mm und 180 mm System wurde vor allem für Weitwinkelobjektive entwickelt, die aufgrund Ihres riesigen Bildwinkels kein Filtergewinde mehr haben. Hier ist die Anschaffung eines speziell für das Objektiv abgestimmten Filterhalters nötig, der ohne Adapterring auskommt und somit vignettierungsfreie Aufnahmen auch im Superweitwinkelbereich ermöglicht.

Das 100mm Lensinghouse System
Das 100 mm System, universell einsetzbar bis 82 mm Objektiv- Frontdurchmesser.

Lensinghouse bietet beispielsweise u.a. 150 mm Filterhalter für das Nikkor 14-24, Canon TS-E 17 und Tamron 15-30 an. Das 180 mm System wird beim Canon EF 11-24 nötig (siehe hier).

Meine Empfehlung: Am vielseitigsten einsetzbar ist das 100 mm System. Hier lassen sich fast alle Durchmesser bis 82mm adaptieren. Wer ausschließlich mit besonders kleinen Objektiven arbeitet, beispielsweise Leica M oder Olympus, der kann auch zu kleineren Systemen greifen.

Und für spezielle Objektive gibt es dank findiger Hersteller mittlerweile auch spezielle Lösungen, die größere Filter beinhalten.

Natürlich steigt mit der Größe (=Breite) des Filtersystems auch der Preis, besonders wenn man entsprechend hochwertige Glasfilter benutzen möchte.

Kunststoff oder Glas?

Womit ich schon beim nächsten Thema bin. Tun es relativ preisgünstige Filter aus optischem Kunststoff auch oder müssen es teure Glasfilter sein? Meine Erfahrung hierzu ist, dass Filter aus Kunststoff schneller verkratzen und gerade im Telebereich eine ganz leichte Unschärfe verursachen. Für Kunststofffilter spricht die Tatsache, dass sie bei einem Fall auf einen harten Boden nicht wie Glas zerbrechen.

Graufilter aus Glas sind im Gegensatz dazu in der Regel farbneutraler und durch Mehrschichtvergütung auch resistenter gegen Flares und Reflexe. Einen Schärfeabfall konnte ich bei meinen Glasfiltern (Lensinghouse und Haida) nicht feststellen

Meine Meinung: Wenn man viel Geld für eine gutes Objektiv und eine moderne Kamera ausgegeben hat, sollte man die optische Leistung des Systems nicht durch einen billigen Filter wieder zu Nichte machen. Ich verwende deshalb ausschließlich Glasfilter.

ND-Filter - wichtig ist die richtige Stärke

Die Bezeichnungen für die Filterstärke ist oft verwirrend, deshalb hier eine kleine Übersicht:

Für mich sind dies die wichtigsten Filterstärken:

Optische Dichte
Verlängerungsfaktor
Blendenstufen
Empfehlung für...
0.6
4x
2
Verlaufsfilter
0.9
8x
3
Verlaufsfilter
1.2
16x
4
Verlaufsfilter
1.5
32x
5
Graufilter
1.8
64x
6
Graufilter
2.4
256x
8
Graufilter
3.0
1000x
10
Graufilter
3.3
2000x
11
Graufilter
4.5
32.000x
15
Graufilter

Stellt sich die Frage, welche Stärke man in der Praxis wirklich braucht.

Für Verlaufsfilter, wenn es um das partielle Abdunkeln von Wolkenstrukturen geht, benutze ich die Filterstärke 0.9, dies entspricht drei Blendenstufen. Der Effekt ist im Vergleich ohne Filter deutlich zu erkennen ohne unnatürlich zu wirken.

Für Graufilter ohne Verlauf, wenn es um längere Belichtungszeiten geht, verwende ich bei schwächerem Licht am Morgen oder Abend gerne die Stärke 1.8, was 6 Blendenstufen entspricht. Die Belichtungszeit verlängert sich hierbei um das 64 fache. Gerne kombiniere ich diesen Filter zusätzlich mit einem Polfilter, der zusätzlich um etwa 2 Stufen abdunkelt

Bei Tageslicht ist der „Big Stopper“, eine Bezeichnung des Herstellers Lee, sehr praktikabel. Die Belichtungszeit verlängert sich um den Faktor 1000, dies entspricht 10 Blendenstufen. Aus einer 1/60 Sekunde ohne Filter werden beispielsweise 16,7 Sekunden mit Filter, ideal um leichte Wellen auf Wasserflächen zu glätten.

Tipp: ND-Einsteck-Filter sollten einer Schaumstoffabdichtung gegen Streulichteinfall von hinten oder der Seite haben.

Wenn man mehrere Filter miteinander kombiniert sollt der stärkste Filter der Frontlinse am nächsten montiert werden.

ND Einsteck Filter mit Abdichtung gegen Streulicht
Fokus und Belichtungszeit optimal einstellen

Bei viele spiegellose Systemkameras funktioniert das manuelle Fokussieren und Messen der Belichtung auch durch einen stärkeren Filter problemlos. Bei Spiegelreflexkameras empfiehlt es sich in den LiveView-Modus zu wechseln.

Problematisch wird es aber in Regel, wenn die Belichtungszeit länger als 30 Sekunden wird, da es im optischen oder elektronischen Sucher einfach zu dunkel wird und auch der Belichtungsmesser der Kamera in diesem Bereich nicht mehr optimal funktioniert.

In diesem Fall ist es besser, den Filter abzunehmen, den Fokus ohne Filter einzustellen und die Belichtung zu messen. Anhand des Verlängerungsfaktors des Filters, der anschließend wieder aufgesetzt wird, kann dann die Belichtungszeit korrigiert werden. Diesen Rechenvorgang kann man im Kopf, per Tabelle oder App erledigen.

Empfehlenswert ist hierbei die kostenlose App Lee Stopper Exposure Guide des Filterherstellers Lee.

Im oberen Teil wählen Sie die Filterstärke aus und im mittleren Teil links die gemessene Belichtungszeit ohne Filter per Drehrad. Das rechte Rad dreht sich beim Einstellen mit und zeigt die Belichtungszeit mit Filter als Ergebnis an.

Im unteren Teil können Sie anschließend einen Timer starten, der die so ermittelte Zeit automatisch übernimmt.


App Lee Stopper Exposure Guide
Um den Filter schnell zu demontieren und nach der Messung wieder zu montieren empfiehlt es sich den kompletten Filterhalter inkl. Filter vom Adapterring zu trennen. Im Lensinghouse System erfolgt dies mittels eines Federstiftes am Halter, was die Handhabung sehr vereinfacht.


Welchen Verlauf: soft, hard oder reverse?
Verlaufsfilter weicher softer Verlauf

Einen soften, also weichen Verlauf verwendet man hauptsächlich bei Weitwinkelobjektiven, da das Objektive in der Regel Vorder- und Hintergrund scharf abbildet und der Übergang zwischen hell und dunkel ja möglichst unauffällig ausfallen soll.

Verlaufsfilter hard harter Verlauf

Der harte Verlauf kommt hingegen oft bei Teleobjektiven zum Einsatz, da das Objektiv den harten Verlauf ohnehin weicher erscheinen lässt. Zum Verständnis, der Vordergrund, die Filterscheibe wird bei langen Brennweiten unscharf „weich“ bzw. „soft“ abgebildet.

Verlaufsfilter reverse umgekehrter Verlauf

Ein spezieller Übergang ist der „reverse“ Verlauf, was umgekehrter, weicher Verlauf bedeutet. Nach einem harten Übergang ins Dunkle folgt ein softer Verlauf zurück ins Helle. Dies ist ideal für Sonnenauf- und Untergänge. Man legt die Sonne sozusagen in den dunkelsten Bereich, sodass diese und benachbarte Wolkenstrukturen weniger überbelichtet, und somit kontrastreicher und schöner abgebildet werden.

Zur Veranschaulichung hier der Vergleich ohne Filter und mit Filter. Wie üblich habe nach dem Einschieben des ND-Grad 0.9 reverse Filters die Belichtung nach Plus korrigiert, sodass das untere Teilbild etwas heller geworden ist.

Vergleich mit und ohne reverse Filter
Panorama aus 10 Aufnahmen, 50 mm Brennweite, 243 MPixel, 4 Sekunden Belichtungszeit

Natürlich kann man die Entscheidung weicher oder harter bzw. reverser Verlauf auch am Motiv festmachen. Klar definierter Horizont = harter oder reverser Verlauf (z.B. eine Landschaft am Meer), undefinierter Horizont = weicher Verlauf (z.B. eine Berglandschaft).

Kombination von Filtern
Hier empfehle ich "so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig". Jede Grenzfläche, d.h. jeder Übergang Luft-Glas vermindert, rein physikalisch betrachtet, die Bildqualität ein wenig, erzeugt aber auch einen interessanten Filtereffekt, durch den das Bild gewinnt. Im folgenden Beispiel haben ich einen ND 2000x (3.3) Filter benutzt um die Wellen zu glätten. Zusätzlich verwendete ich einen Polfilter für sattere Farben und einen harten ND-Grad 0.9 Filter um die Wolken abzudunkeln.

In dieser Motivsituation halte die Kombination von allen drei Filtern, den voll bestückten Filterhalter, für absolut sinnvoll. Jeder Filter erzeugt einen eigenen Effekt, der sich äußerst positiv auf das Motiv auswirkt.

Tipp: Bei der Kombination von Filtern mulipizieren sich die Verlängerungsfaktoren der eingesetzten Filter. Ein Polfilter verlängert die Belichtungszeit in etwa um den Faktor 3. Wird er beispielsweise mit einem ND 1000 Filter eingesetzt, verlängert sich die Belichtungszeit um das 3000-fache, aus einer 1/125 Sekunde werden 24 Sekunden.

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