Probleme und Lösungen
Das Zeitproblem
Panoramaaufnahmen werden heute bekanntermaßen aus mehreren Einzelaufnahmen zusammengesetzt, was, je nach Anzahl, eine gewisse Zeit beansprucht. Während man unter „normalen“ Lichtverhältnissen und ohne Filter nur ein Bruchteil einer Sekunde belichtet, beansprucht die Handhabung, das Weiterdrehen zum nächsten Rastpunkt und die kurze Pause für das Ausschwingen des Systems erheblich mehr Zeit.

Dies ändert sich, wenn man mit Filtern vor dem Objektiv arbeitet: die Belichtungszeiten werden nun erheblich länger, liegen im Bereich von Sekunden und beanspruchen die meiste Zeit. Sich ändernde Lichtverhältnisse, beispielsweise der Zug der Wolken oder die auf- oder untergehende Sonne werden dann allerdings zum Problem.

Zingst Panorama aus 25 Einzelaufnahmen
Mein Panorama aus Zingst ist beispielsweise das Ergebnis aus 25 Einzelaufnahmen, wobei jedes Bild 10 Sekunden lang belichtet wurde. Der komplette Aufnahmevorgang beanspruchte etwa 5 Minuten. Ziel war es den Sonnenuntergang festzuhalten, die Sonne sollte dabei aber noch über der Brücke stehen und die Wellen der Ostsee sollten „glattgebügelt“ werden, da sie sonst hässliche Anschlussfehler verursacht hätten. Hierfür benutzte ich einen ND 64x (1.8) Filter. Gerne hätte ich länger als jeweils 10 Sekunden belichtet um die See noch weiter zur glätten, das Zeitproblem, die abnehmende Helligkeit nach rechts hätte sich aber damit verschärft.

Belichtet man den Sonnenunter oder -Aufgang allerdings zu lange, so ist wird unser Zentralgestirn nicht mehr rund, sondern oval nach rechts geplättet abgebildet. Dies kann man bereits ab 30 Sekunden Belichtungszeit beobachten. Ein Problem was übrigens nicht nur in der Panoramafotografie, sondern generell bei langen Belichtungszeiten auftritt.

Sonnenaufgang, 30 Sekunden lang belichtet
Mein Ansatz zur Lösung des Zeitproblems: Gutes Timing und einen guten Kompromiss bei der Belichtungszeit, bei Misserfolgen sollte man auch bereit sein mehrmals anzufahren. Um ab- oder zunehmende Helligkeit am Abend oder Morgen auszugleichen arbeite ich im RAW-Format und nehme anschließend leichte Korrekturen der Belichtung in Adobe Lightroom vor. Eine relativ große Überlappung der Einzelbilder unterstützt einen sanften Helligkeitsverlauf.

Das Softwareproblem
Ein Problem, was bei der Ausarbeitung von Filteraufnahmen in der Panoramafotografie häufig auftritt, möchte ich hier nicht unerwähnt lassen: Die Panoramasoftware setzt manchmal einzelne Aufnahmen an die falsche Stelle oder kann diese gar nicht einordnen. Dies liegt daran, dass gefilterte Aufnahmen wegen der längeren Belichtungszeit oft weniger scharfe Strukturen enthalten als ungefilterte Aufnahmen. In Folge dessen findet die Strukturerkennung der Software im Überlappungsbereich weniger übereinstimmenden Stellen, sogenannte „Control Points“. Diese werden jedoch benötigt um die Einzelbilder im Panorama-Mosaik an den richtigen Stellen zu positionieren.

PTGuoi Screenshot

Lösung: Hier empfiehlt es sich eine Panoramasoftware zu verwenden, die nicht vollautomatisch ohne Einflussmöglichkeiten wie eine „Black Box“ funktioniert, sondern bei der man als Anwender auch manuell „Control Points“ setzen, also gleiche Stellen im Überlappungsbereich markieren kann. Programme, die dies ermöglichen sind beispielweise PTGui und PanoramaStudio (siehe Rubrik Software). Darüber hinaus hat sich die Funktion „Align to Grid“, das Ausrichten am Gitter bewährt, wenn man mit gleichen Winkelschritten beim Aufnahmevorgang gearbeitet hat.

Beispiele

Hier zwei Panoramen, mit denen ich soweit ganz zufrieden bin:
Zum einen mein Panorama vom Starnberger See, aufgenommen im Dezember 2016. Hierfür benutzte ich einen Polfilter um Farben und Fernsicht zu optimieren und zusätzlich einen weichen ND-Verlauffilter 0.9 (8x) um die Wolken abzudunkeln. Glück hatte ich mit dem Wetter: kurz vor Untergang kam die Sonne nochmals unter den Wolken hervor. Panoramatechnisch ist es ein einfacher Einzeiler, 10 Aufnahmen mit 35 mm Brennweite, RAW-Workflow und anschließend mit PTGui montiert. Hier die verwendete Ausrüstung.

Starnberger See Panorama
Der Starnberger See im Dezember 2016 / 183 MegaPixel Panorama aus 10 Einzelbildern / Bildwinkel 240° x 48° / 35 mm Brennweite / Blende 11 / Belichtungszeit jeweils 1,6 Sekunden / ND-Verlauffilter 0.9 (8x) und Polfilter / aufgenommen am 17.12.2016 / Fotograf Jan Röpenack

Zum anderen mein Panorama aus Lübeck, ebenfalls im Dezember 2016 aufgenommen, technisch aber deutlich aufwendiger: 5 Zeilen mit jeweils 23 Aufnahmen bei 100 mm Brennweite. Insgesamt 1,46 GigaPixel. Um die Wasserfläche im Vordergrund zu glätten benutzte ich einen ND 64 (1.8) Filter und kam dabei bei Blende 11 auf eine Belichtungszeit von jeweils 2,5 Sekunden. Für den kompletten Aufnahmevorgang der 115 Einzelaufnahmen benötigte ich so etwa 6 Minuten. Ich probierte noch eine Variante mit 50mm Brennweite und Polfilter aus, dies gefiel mir aber später nicht so gut, der Polfiltereffekt wirkte zu unnatürlich. Bei der Montage mit PTGui trat das oben erwähnte Problem der fehlenden Kontrollpunkte auf, welches ich mit der Funktion „Align to Grid“ schnell lösen konnte.

Lübeck Gigapixel Panorama
Die Trave mit Blick auf den Dom zu Lübeck / 1,46 GigaPixel Panorama aus 115 Einzelbildern / Bildwinkel 177° x 58° / 100 mm Brennweite / Blende 11 / Belichtungszeit jeweils 2,5 Sekunden / ND-Fiter 64x / aufgenommen am 29.12.2016 / Fotograf Jan Röpenack

Mein Fazit

Ein großes Plus bei der Aufnahme meiner Panoramen ist der Einsatz von ND-Filtern wenn Gewässer abgebildet werden. Kleine, unschöne Wellen werden geglättet, Spiegelungen kommen wieder zum Vorschein und Anschlussfehler auf bewegten Wasserflächen werden vermieden. Mit dem „Speedeffekt“ der Wolken oder dem Verschwinden von bewegten Objekten bei Langzeitbelichtungen kann man gut experimentieren, was mir persönlich viel Spaß macht.

ND-Verlauffilter benutze ich bei einzeiligen Panoramen um einen zu hellen Himmel abzudunkeln. Polfilter setze ich hierbei gerne in Kombination ein, wobei es sich bewährt hat, auch eine Variante ohne Polfilter zu machen, da vor Ort die Wirkung des Effekts oft schlecht abzuschätzen ist und manchmal, bei großen Winkeln und viel blauem Himmel, auch unnatürlich wirken kann.

Empfehlungen

Falls Sie das Arbeiten mit hochwertigen Glasfiltern einmal ausprobieren möchten empfehle ich Ihnen meinen Workshop am 26. November 2017. Details beim Veranstalter, der Volkshochschule im Norden des Landkreises München, hier.

Buch Filterfotografie von Uwe Statz

Der Fotograf Uwe Statz, der ebenfalls Workshops zu diesem Thema leitet (und wie ich Panoramen macht), hat ein hervorragendes Buch zum Thema Filterfotografie geschrieben.

Unter anderem erklärt er darin, wann sich der Filtereinsatz lohnt, für welches Motiv welcher Filter sinnvoll ist und welches zusätzliche Equipment notwendig ist. Affiliate Links „Werbung“: Sein Buch Filterfotografie finden Sie im Online Buchhandel hier. (affiliate Link, bezahlte Werbung)

Jan Röpenack, Februar 2017
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