Panoramen mit der Fujifilm GFX 50s
Groß ist die neue Fujifilm GFX 50s in mancherlei Hinsicht: Der Sensor misst 44 x 33 mm und ist damit deutlich größer als der einer Vollformatkamera (36 x 24mm). Auch bei der Auflösung legt die neue Mittelformatkamera die Messlatte mit gut 51 Megapixel weit nach oben. Der sich daraus ergebende Pixelabstand beträgt um die 5,3 µm, was ebenfalls ein durchaus großer Wert ist, verglichen z.B. mit den 4,5 µm meiner Sony Alpha 7R II. Dies verspricht eine hohe Lichtempfindlichkeit, wenig Rauschen und einen großen Dynamikumfang.

Das Gehäuse selbst empfinde ich persönlich nicht als besonders groß. Die Abmaße kommen denen einer Profi-Spiegelreflexkamera nahe. Einen Spiegel besitzt die moderne GFX 50s natürlich nicht, der Hersteller hat sich von dem alten Klappspiegel-Konzept schon lange verabschiedet.

Groß kommen mir allerdings die GF-Objektive, bzw. deren Durchmesser vor. Sie verfügen alle über einen AF-Motor und die Blende lässt sich bequem am dafür vorgesehenen Ring von außen einstellen. Interessant ist, dass manche Kleinbildobjektive den Sensor komplett ausleuchten. Da sich Fremdobjektive an spiegellosen Kameras gut adaptieren lassen, ist die Anzahl möglicher Kombinationen fast unbegrenzt. Wie gut ein bestimmtes Objektiv an der GFX harmoniert muss man im Einzelfall ausprobieren.

Panoramatest

Aber jetzt zu meinem kleinen Panoramatest. Ich hatte im Sommer 2017 mehrmals die Gelegenheit, mir die neue Fujifilm Mittelformatkamera mit unterschiedlichen Objektiven auszuleihen. Natürlich ging es mir in erster Linie um Panoramen mit einem großen Bildwinkel und deshalb habe ich mich für das Weitwinkelzoom GF 32-64 mm F4 R LM WR (vom Bildwinkel äquivalent zu einem 25-51 mm im 35mm Format) entschieden. Mein Kalkül: bei 32mm Brennweite müsste man mit 30 Aufnahmen (3 Zeilen mit jeweils 10 Aufnahmen) für ein vollsphärisches Panorama, welches den kompletten Raum 360° x 180° abdeckt, hinkommen. In der Praxis hat dies nachher sehr gut funktioniert.

Für die optimale Bildqualität benutzt man bei diesem Objektiv sicherlich die Blende 5,6 oder 8. Bei meinen Kugelpanoramen legte ich allerdings Wert darauf, dass von vorne bis hinten alles scharf abgebildet wird, d.h. ich musste stärker abblenden und mit der hyperfokalen Distanz arbeiten um größt mögliche Schärfentiefe zu erreichen. Ich entschied mich für Blende 16 und Fokus auf etwa 3,5 m. Die Schärfe reichte somit von 2 m bis unendlich – perfekt für Kugelpanoramen. Qualitätseinbußen aufgrund von Beugungsunschärfe, bedingt durch das starke Abblenden konnte ich in der Praxis nicht feststellen. Trotzdem probierte ich bei einem späteren Panorama am Königsplatz zusätzlich die Blende 11 aus, was zu einem leicht unscharfen Bodenbereich führte, der, meiner Meinung nach, aber kaum stört.

Fujifilm GFX50S mit GF 32-64

Alternativ zum GF 32-64 mm wäre noch das GF 23 mm F4 R LM WR für solch ein Projekt in Frage gekommen. Vom Bildwinkel her wie ein 18 mm Objektiv im Kleinbildformat. Hier hätte ich für dieselbe Schärfentiefe nicht so weit abblenden müssen und die Anzahl der nötigen Einzelaufnahmen für die Vollsphäre würde sich auf 16 reduzieren. Allerdings wäre hier die Auflösung bzw. Größe des fertigen Panoramas deutlich kleiner ausgefallen, man hätte in der interaktiven Darstellung am Bildschirm nicht so weit hineinzoomen können.

Sucher bzw. Display der Fujifilm GFX 50S Für eine hohe Auflösung ist also die 32 mm Brennweite interessanter und so war ich gar nicht traurig, dass das GF 23 mm zum Testzeitpunkt wegen Lieferschwierigkeiten nicht zur Verfügung stand.

Wirklich beeindruckt hat mich die Sucher- und Displayanzeige der GFX: in Abhängigkeit von der verwendeten Brennweite, eingestellten Blende und Fokus zeigt diese den Bereich der Schärfe mittels eines blauen Balkens an. Für Landschafts- und Panoramafotografen ein außerordentlich nützliches Feature!

Im Beispiel links steht der Fokus auf etwa 2,8 m und die Schärfezone reicht von etwa 1,7 m bis 8 m.

Mein Vorgehen

Ich verwendete den Novoflex Panoramakopf VR-System Pro II. Für die knapp 2 kg schwere Ausrüstung ist er stabil genug, ausreichend für das große Objektiv dimensioniert und verfügt über die nötigen Rastschritte, in diesem Fall alle 36°, d.h. 10 Aufnahmen pro Volldrehung.

Bei voreingestellter Blende 16 und Fokus auf 3,5 m ermittelte ich die passende Belichtungszeit für die gesamte Szenerie und machte vorerst ein paar Testaufnahmen. Meine Erfahrung: Der Sensor hat einen enormen Dynamikumfang, hohe Kontraste, z.B. das von der Nachmittagssonne beschienene Kloster und der schattige Biergarten können durchaus mit nur einer einzigen Belichtungszeit bewältigt werden. Eine Belichtungsreihe, bzw. ein HDR-Workflow ist nur in Ausnahmefällen nötig und würde bei bewegten Motiven ohnehin nicht funktionieren. Im Zweifel belichte ich immer etwas knapper, damit helle Partien nicht „ausfressen“. Das Aufnehmen im RAW-Format und eine gute Nachbearbeitung z.B. in Lightroom sind natürlich Pflicht.

Novoflex Panoramakopf VR-System Pro II mit Fujifilm GFX50S

Da mir kein Fernauslöser zur Verfügung stand benutze ich den Selbstauslöser mit zwei Sekunden Vorlauf. Innerhalb dieser Zeit schwingen letzte Bewegungen vom Anfassen der Kamera aus, sodass auch mit längeren Belichtungszeiten fotografiert werden kann.

An der oberen Drehplatte stellte ich +60° (nach oben) ein und machte die 10 Aufnahmen im Abstand von jeweils 36°. Dann richtete ich das System horizontal aus (obere Drehplatte auf 0°) und machte wiederum 10 Aufnahmen. Anschließend 10 Aufnahmen bei -60°. Zum Abschluss noch ein Bodenbild für die spätere Stativretusche.

Schrittweite: 30 Bilder in 3 Zeilen plus Bodenbild
Ergebnisse

Der Dynamikumfang des großen Sensors ist sagenhaft! Bei meinem Testpanorama vom Kloster Fürstenfeld wurden alle Aufnahmen mit konstanter Belichtung 1/30 Sek, f16 und ISO 100 gemacht und trotzdem sind auf der hellen Eingangstür noch Strukturen erkennbar, genauso wie Details im schattigen Biergarten gegenüber.

Ausschnitte
Das Schärfe-, Kontrast- und Gegenlichtverhalten des Fujifilm Objektivs befinden sich auf allerhöchstem Niveau. Vermutlich hat der Hersteller noch Reserven nach oben eingeplant, denn die nächste Sensorgeneration wir sicherlich eine noch höhere Auflösung besitzen.

GFX-Panoramen, aufgenommen mit 32 mm Brennweite bestehen aus 761 MegaPixel, ohne dass etwas „hinzu interpoliert“ wäre. Ein respektabler Wert, der tiefes Hineinzoomen ermöglicht. Mit kürzere Brennweite würde dieser Wert abnehmen, mit längerer Brennweite zunehmen, allerdings hätte man dann Probleme mit der geringeren Schärfentiefe, d.h. der Boden und der Nahbereich wären unscharf. Die 32 mm sind ein ziemlich optimaler Wert und ermöglichen zudem einen einfachen Aufnahmevorgang mit 3 Zeilen a 10 Aufnahmen.

Die Bedienung der Kamera ist einfach und leicht verständlich. Jeder Fotograf, der sein Handwerk versteht sollte damit problemlos zurechtkommen. Das Gehäuse ist wertig verarbeitet, macht einen robusten Eindruck und verträgt auch große Temperaturschwankungen und Feuchtigkeit. Ideal also für Outdoor-Projekte.

Im Vergleich zu meiner Sony Ausrüstung stört mich die Größe, vor allem der Objektive, ein wenig. Dies ist allerdings physikalisch bedingt und lässt sich von Seiten des Herstellers nicht vermeiden, wenn man mit interessanten Brennweiten den großen Sensor optimal ausleuchten möchte.

Meine Testpanoramen finden Sie hier:

Test Panorama Fujifilm GFX 50S Testpanorama Fujifilm GFX50S
Jan Röpenack, Sommer 2017
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