Die neue Sony Alpha 7R im Panoramatest
Sony A7R mit Nikkor AF-S 1.8/50 G

Anfang Dezember hielt ich das erste mal Sonys Topmodell unter den spiegellosen Systemkameras, die Alpha 7R in der Hand. Allerdings ohne Objektiv, denn der Hersteller konnte zur Markteinführung noch kein eigenes, passendes Objektiv liefern, wohl aber einen Adapter vom Sony A-mount Objektivanschluss zum E-mount Bajonett der Kamera.

Spiegellose Systemkameras haben technisch einen großen Vorteil: Es lassen sich fast alle Objektive adaptieren, die für das Format 24 x 36 mm und größer entwickelt wurden. Und es muss dabei nicht unbedingt ein original Sony Objektiv sein, wenn man einen Adapter eines Fremdherstellers wie Novoflex verwendet. Diese Umstand in Kombination mit dem hochauflösenden 36 MPixel Vollformatsensor machen die Kamera extrem interessant und laden geradezu zum Experimentieren ein.

Mein Eindruck
Klein und leicht und somit ideal in der Panoramafotografie zu gebrauchen, trotzdem hochwertig verarbeitet. An meinem VR-System PRO II macht sie sich jedenfalls hervorragend. An den elektronischen Sucher muss man sich als eingefleischter DSLR-Fotograf allerdings erst einmal gewöhnen. Das Auslösegeräusch ist gut hörbar - eigentlich verwunderlich bei einer spiegellosen Kamera. Als Objektiv wählte ich zunächst das Nikkor AF-S 1,8/50 G und adaptierte es mit dem Novoflex Adapter NEX/NIK (hier bei Isarfoto bzw. Amazon ). Dieser Adapter erlaubt das mechanische Schließen der Blende per Hand, was nötig ist, da dieses moderne Objektiv über keinen Blendenring mehr am Tubus verfügt.

Meine erste Testaufnahme
unbearbeitet und in volle Auflösung im JPG-Format können Sie sich hier von meinem Flickr Account herunterladen (ca. 12 MB). Aufnahmedaten: 1/60 Sek. Blende etwa bei 11 (in der Panoramafotografie schließt man die Blende relativ stark um eine hohe Tiefenschärfe zu erzielen), ISO 64, Stativ.

Welches Objektiv?
Mein erstes Panorama mit der neuen Kamera habe dann am darauf folgenden Wochenende aufgenommen. Aber der Reihe nach: Es sollte ein vollsphärisches Kugelpanorama werden, d.h. die komplette Szenerie mit einem Bildwinkel von 360° x 180° abbilden.

Zunächst stellte sich die Frage nach dem optimalen Objektiv. Arbeitet man mit einer extrem kurzen Brennweite, benötigt man für dieses Vorhaben erheblich weniger Aufnahmen als wenn man ein "gemäßigtes" Weitwinkel auswählt. Auch hat man beim Superweitwinkel wenig Probleme mit der Tiefenschärfe, d.h. Vordergrund und Hintergrund liegen bereits bei mittlerer Blende in der Schärfezone.

Canon FD 50/1,2
Anders bei etwas längere Brennweiten, hier hat man, zumindest bei solch hochauflösenden Kameras wie die Alpha 7R schon ab 28mm und darüber Probleme, die Szenerie ab einem Meter bis Unendlich scharf abzubilden, was in der Panoramafotografie, speziell bei Kugelpanoramen unbedingt erforderlich ist. Zudem sind erheblich mehr Aufnahmen für das vollsphärische Panorama nötig, der Aufwand steigt also, aber auch die Auflösung und somit die Qualität des fertigen Panoramas.

Qualitätskontrolle
Zunächst habe ich einfach mal meine komplette Sammlung alter Canon FD Objektive durchprobiert. Ergebnis: Zwischen 50 und 135mm sind alle Linsen bei mittlere Blende fantastisch! Nicht ganz so gut sieht es bei den Weitwinkelobjektiven aus. Diese bilden zwar in der Bildmitte extrem scharf und hochauflösend ab, haben aber am Rand deutliche Schwächen was die chromatische Abberation betrifft. Bemerkbar macht sich dieser Abbildungsfehler durch Farbsäume an kontrastreichen Kanten .

Vermutlich hat dies etwas mit dem Winkel zu tun, in dem das Licht auf den Sensor trifft: je weitwinkliger, desto schräger, desto ausgeprägter die Farbsäume am Bildrand. Fallen diese nicht allzu stark aus, lassen sie sich per Software ganz gut auskorrigieren. Ich benutze hierfür gerne Adobe Lightroom.

Testshot: Canon FD 2.8/28mm an der Sony Alpha 7R
Mein bestes Weitwinkelobjektiv in diesem Test war das Canon FD 28mm/2,8 SC, welches ich dann auch für mein Panorama benutzte.

Übrigens, es gibt auch Weitwinkelobjektive, die ohne Softwarekorrektur ganz hervorragende Ergebnisse mit der Sony Alpha 7R liefern, selbst im kritischen Randbereich. Erstaunt waren wir beispielsweise von einem alten Zeiss Distagon 2,8/21mm mit Contax Anschluss eines Kunden.

Testshot: Zeiss Distagon 2,8/21mm an der Sony Alpha 7R
Einstellungen
Das Zentrum der Eintrittspupille "Nodalpunkt" war schnell gefunden, intensiver musst ich mich mit der optimalen Einstellungen für Blende und Fokus beschäftigen.

Meine Vorgabe war, die Schärfe bei etwa 1,4m beginnen und im Unendlichen enden zu lassen. 1,4m ist die Höhe der montierten Kamera auf dem Stativ, denn der Boden sollte ja schließlich scharf abgebildet werden, genauso wie weit entfernte Objekte.

DOF "Depth of Field" - Kalkulatoren, also Rechner für die Tiefenschärfe gibt es online, als App oder - wie in alten Zeiten - als mathematische Formelsammlung. Das Ergebnis, in meinem Fall - welche Blende und welcher Fokus unter oben genannten Vorgaben einzustellen sind - lag laut App bei Blende 11 und 2,5m. In der Praxis konnte ich diesen Wert jedoch nicht bestätigen: weit entfernte Objekte wurden nicht ganz scharf abgebildet. Nach vielen Testaufnahmen entschied ich mich dann für Blende 16 und Fokus auf 3m. Eine Minderung der Bildqualität durch Beugungsunschärfe, wegen der schon weit geschlossenen Blende, konnte ich dabei nicht feststellen.

Sony Alpha 7R in der Panoramafotografie
Um Fehler bei den Aufnahmen zu vermeiden habe ich diese Werte am Objektiv mit transparenten Klebeband fixiert, so musst ich mich vor den Aufnahmen nur noch mit der passenden Belichtungszeit beschäftigen.

Mein erstes Panorama
montierte ich dann aus 31 Einzelaufnahmen. Hierfür haben sich folgende Winkelschritte bewährt, da sie sich am Novoflex VR-System Pro II per Rastung (voreingestellte Winkelschritte) sehr einfach abarbeiten lassen:

10 Aufnahmen (entspricht je 36°) in der Mitte also bei vertikal 0°, 8 Aufnahmen (entspricht je 45°) bei vertikal +45°, 4 Aufnahmen (entspricht je 90°) bei vertikal +70°, dann nach unten: 8 Aufnahmen (entspricht je 45°) bei vertikal -50° und eine Viewpoint Aufnahme um die Bodenlücke zu schließen bzw. das Stativ zu verdecken.

Man kann natürlich auch andere Winkelschritt benutzen, sofern die komplette Kugel um die Eintrittspupille des Objektives lückenlos abgelichtet wird.

Die so entstandenen RAW Aufnahmen im Sony ARW-Format habe ich mit Adobe Lightroom 5.3 entwickelt, synchronisiert und als 8-Bit Tiff ausgegeben. Diese dann per PTGui zum fertigen Panorama montiert. Das Stitchen dauerte etwa 30 Minuten, die fertige Datei im "8-Bit Photoshop Large" - Format belegt auf der Festplatte etwa 1,9 GByte und besteht aus 36448 x 18224 Pixel, was etwa 664 MPixel entspricht. Auf eine weitere Optimierung der Bilddatei habe ich verzichtet, da mein Rechner bei solchen Dateigrößen sehr, sehr langsam wird.

Das Ergebnis: Ein Panorama mit 664 MPixel
Um das fertige Panorama interaktiv zu betrachten klicken Sie links auf die Kugel. Sofern Sie vor einem PC sitzen (kein Smartphone oder Tablet) können Sie sehr weit in das Bild hineinzoomen - probieren Sie es!

Fazit
Mir gefällt die neue Alpha! Der extrem hochauflösende Vollformat-Sensor liefert selbst mit Objektiven aus den 70´ern klasse Ergebnisse und ist in einem kompakten und dennoch hochwertigen Gehäuse untergebracht. Somit ist die 7R das ideale Werkzeug für Panoramafotografie auf höchstem Niveau. Der Umstand, dass man einen vorhandenen Objektivpark mittels Adapter weiter nutzen kann ist ebenfalls ein Pluspunkt; so kann die Kamera auch gut als Zweitgehäuse für Landschaft, Architektur und Still-Life eingesetzt werden.

Über die Handhabung einer spiegellosen Systemkamera, Vor- und Nachteile des elektronischen Suchers und die optionale Steuerung der Kamera per Smartphone App kann man sicherlich diskutieren. Für mich steht aber die Bildqualität im Vordergrund, die mich absolut begeistert.

Jan Röpenack, Dezember 2013
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