Grundsätzlich...
Dolomiten Panorama
Bevor ich genauer auf die Aufnahmetechnik eingehe, möchte ich Sie mit ein paar Grundlagen vertraut machen und hierbei die Fragen beantworten, wie das Panorama entsteht, welche Geräte man benötigt, welche Funktion der Panoramakopf hat und was die Stitchsoftware eigentlich macht.
Wie entsteht das Panorama?
Bei der sogenannten Stitchtechnik werden mehrere Bilder hintereinander aufgenommen, wobei die Kamera jeweils um einen bestimmten Winkel gedreht wird. Die einzelnen Aufnahmen werden später mit einer Stitchsoftware z.B. PanoramaStudio zu einer Gesamtaufnahme zusammengesetzt, „gestitched“.
Dolomiten Einzelbilder
Das parallaxefreie Drehen der Kamera ermöglicht der sogenannte Panoramakopf. Panoramaköpfe für einreihige Panoramen sind im Prinzip alle gleich aufgebaut, sie bestehen aus einer drehbaren Platte, einem Kreuzeinstellschlitten und einem Hochformatwinkel. Stellvertretend für viele Panoramaköpfe am Markt habe ich das Novoflex Panorama-VR-System in meinen Beispielen benutzt, da ich mit diesen Kopf selber arbeite und äußerst zufrieden damit bin.
Für Benutzer eines sphärischen Panoramakopfes habe ich die Abläufe am Beispiel des Novoflex VR-Systems PRO in einem PDF zusammengefasst.

Welche Geräte sind nötig
Neben einem Panoramakopf z.B. dem Novoflex Panorama-VR-System, bestehend aus Panoramaplatte (1), Einstellschlitten Castel-Q (2), Winkelschiene Q=Plate Vertikal (3), und der Wasserwaage (4) für den Blitzschuh benötigen Sie:
Aufbau eines Panoramakopfes
  • Eine Digitalkamera (ideal eine digitale Spiegelreflex mit einem Standard- oder Weitwinkelobjektiv) oder alternativ eine analoge Kamera und einen Scanner

  • Ein stabiles Stativ (Empfehlung: Gitzo G1348 oder Manfrotto MA055MF4 mit nivellierbare Mittelsäule MA555B)

  • Einen Kugelkopf (Empfehlung: Novoflex ClassicBall oder MagicBall), einen Neiger oder eine nivellierbare Mittelsäule

  • Einen PC (ideal ist ein modernes Gerät mit viel Arbeitsspeicher und großer Festplatte)

  • Eine Stitchsoftware für das spätere Zusammensetzen der Einzelbilder (Empfehlung für Einsteiger: PanoramaStudio für Windows oder DoubleTake für MAC)
Wozu einen Panoramakopf?
Machen Sie doch mal folgendes Experiment: Kneifen Sie ein Auge zu und halten Sie einen Zeigefinger etwa 10 cm und den anderen 50 cm vor Ihre Nase. Bringen Sie beide Zeigefinger zur Deckung. Jetzt neigen Sie Ihren Kopf nach rechts und nach links. Was passiert? Beim Drehen des Kopfes nach links geht der vordere Zeigefinger nach rechts (obwohl Sie ihn nicht bewegen), beim Rechtsschwenk geht der vordere Zeigefinger nach links - warum? Weil Sie Ihren Kopf nicht im optischen Zentrum Ihres offenen Auges gedreht haben. Mit etwas Übung ist es aber leicht zu schaffen, beide Zeigefinger in Deckung zu halten und den Kopf zu drehen - probieren Sie es!
Finger Test
Der Panoramakopf ermöglicht das Drehen des Systems um das Zentrum der Eintrittspupille des Objektives, auch „Nodalpunkt“ oder „optisches Zentrum“ genannt. Dadurch wird beim Schwenken eine Parallaxenverschiebung zwischen Vorder- und Hintergrund vermieden, was für das spätere Zusammensetzen der Einzelaufnahmen von großer Bedeutung ist. Nur so kann die Stitchsoftware fehlerfrei arbeiten und ein optimales Ergebnis liefern.
Einen perfekt justierten Panoramakopf sehen Sie in der Abbildung rechts. Die Lage der Eintrittspupille ist abhängig vom verwendeten Objektiv und von der eingestellten Brennweite. Wenn die Drehachse genau durch das Zentrum der Eintrittspupille des Objektives verläuft, kommt es zu keinem Parallaxeneffekt beim Schwenken, d.h. Vorder- und Hintergrund bewegen sich nicht zueinander.

Wie man die Lage der Eintrittspupille ermittelt und den Panoramakopf entsprechend einstellt, lesen Sie im nächsten Abschnitt „Vorbereitung“.

Nodalpunkt in Drehachse
Bild oben: Beim justierten Panoramakopf verläuft die Drehachse durch das Zentrum der Eintrittspupille (auch Nodalpunkt, Knotenpunkt oder No Parallax Point genannt)

Parallaxenproblem!
falsch
Die beiden Bilder links wurden ohne Panoramakopf gemacht. Wenn Sie genau hinsehen werden Sie erkennen, dass sich der Schirm beim Schwenken nach rechts zur Wand hin nach links bewegt hat - ein Parallaxenproblem, welches zu schlechten Ergebnissen beim späteren Stitchen führt.
Die beiden Bilder rechts wurden mit einem genau justiertem Panoramakopf gemacht. Beim Schwenken bewegen sich Vorder- und Hintergrund nicht mehr zueinander. Sie können ohne Probleme von der Stitchsoftware zusammengesetzt werden!
kein Parallaxenproblem!
richtig
Was macht die Stitchsoftware?
Manche Leute glauben, die Stitchsoftware würde nichts anderes tun, als die Einzelbilder nahtlos aneinander zu setzen. Nun, dies ist nicht ganz richtig. Sie macht nämlich vorher noch einen entscheidenden Schritt: Je nach Projektion werden die Einzelbilder zunächst kräftig verformt, und zwar so, als würde man die Bilder auf eine Kugel, einen Zylinder oder eine ebene Fläche legen. Besonders deutlich wird dies, wenn man mit einem Weitwinkelobjektiv arbeitet und dementsprechend große Bildwinkel erzeugt.
Einzelbilder
Einzelbilder, 14mm Objektiv
Links sehen Sie zwei Einzelbilder, die ich mit einem 14mm Weitwinkelobjektiv an einer Kamera mit Vollformatsensor aufgenommen habe. Würde man die Bilder einfach nebeneinander legen, hätte dies nicht viel mit einem Panorama zu tun!

Anders bei den Abbildungen unten:
Die Stitchsoftware hat zunächst die Einzelbilder verformt und sie dann erst zusammengesetzt. Der horizontale Bildwinkel beträgt jeweils etwa 160 Grad.

Ergebnis in Zylinderprojektion
Ergebnis der Stitchsoftware mit Einstellung Zylinderprojektion
Ergebnis in Flächenprojektion
Ergebnis der Stitchsoftware mit Einstellung Flächenprojektion
Sie werden sich jetzt sicherlich fragen, mit welcher Projektionsart man arbeiten soll! Nun, diese Entscheidung ist abhängig vom Bildwinkel, vom Motiv und vom eigenen Geschmack! Diese Entscheidung müssen Sie übrigens nicht vor der Aufnahme treffen. Dies machen Sie besser später am Rechner - hier können Sie alle Varianten in Ruhe durchspielen. Generell kann man aber sagen: Kleine Bildwinkel = Flächenprojektion, große Bildwinkel = Zylinder- oder Kugelprojektion.
Ergebnis in Kugelprojektion
Bild oben: Ergebnis der Stitchsoftware als Kugelprojektion unter Verwendung von 6 Bildern, Bildwinkel 360°, aufgenommen mit einem 14mm Weitwinkelobjektiv an einer Kamera mit Vollformatsensor.

Bei Bildwinkeln über 180 Grad kann man nur noch mit der Zylinder- oder Kugelprojektion arbeiten. Die Flächenprojektion scheidet aus, denn auf einer ebene Fläche kann man nur dass abbildern, was sich davor und nicht dahinter befindet.

Tipp:
Die Stitchsoftware PTGui ist eines der wenigen Programme, die alle hier vorgestellten Projektionsarten beherrscht.
Wie Sie sich auf die Aufnahmen vorbereiten lesen Sie auf Seite 2!
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