In diesem Beitrag geht es eigentlich gar nicht um Panoramafotografie, sondern vielmehr um das, was ein (Digital-) Panoramafotograf mit seiner Ausrüstung, seiner Software und seinem Wissen noch so alles anstellen kann - nämlich Probleme aus der professionellen Architektur- und Produktfotografie lösen. Mit der hier beschriebene Methode kann man eine Perspektivenkorrektur per Software vornehmen und gleichzeitig die Auflösung und damit Qualität des Bildes - im Vergleich zu konventionellen Methoden - erheblich erhöhen. Vorweg noch der Hinweis, dass ich diesen Artikel für fortgeschrittene Fotografen geschrieben habe. |
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Ein Fotograf soll ein grosses, feststehendes Objekt unter beengten Platzverhältnissen professionell fotografieren, z.B. eine Maschine, Möbel oder ein Haus. |
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In meinem Beispiel soll ein Raum von der Tür links, bis zum Fenster rechts komplett abgebildet werden. Natürlich kann jeder fotografieren wie er will, und was schön ist, ist bekanntlich Geschmackssache, von einem Profi erwartet man allerdings, dass vertikale und horizontale Linien im Motiv auch vertikal bzw. horizontal abgebildet werden! Hört sich einfach an, ist aber in der Praxis manchmal schwer umzusetzen! |
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Ich stehe also mit dem Rücken zur Wand - weiter nach hinten kann ich nicht, sehe durch den Sucher meiner Kamera, stelle die kleinste Brennweite am Zoom ein und muss feststellen, dass ich die vorderen Beine des Tisches bei horizontaler Ausrichtung der Kamera abschneiden würde. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als die Kamera ein wenig nach unten zu neigen. | |||||||||||||
Wie befürchtet entspricht das Resultat nicht professionellen Ansprüchen, denn alle vertikalen Linien, die nicht exakt durch die Mitte laufen, neigen sich nach aussen - sie "kippen" oder "stürzen". Kurze Zwischenbemerkung: Hier geht es nicht um Lichtführung oder Ästhetik des Motives, sondern ausschließlich um die Perspektive. Ich habe deshalb ein Motiv ausgewählt, was viele vertikale und horizontale Linien enthält. |
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Drei einfache Methoden sind mir zu diesem Problem eingefallen:
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Die "Dackelperspektive": Keine verkippten Linien aber unschön! | |||||||||||||
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Photoshop Funktion "Perspektivisch verzerren" | |||||||||||||
Schlägt man in der Literatur nach, gibt es für dieses Problem nur eine Lösung: Eine Fachkamera mit Shiftbalgen bzw. ein Objektiv mit Perspektivenkorrektur. Gut, dass ich so was aus analogen Zeiten noch habe. | |||||||||||||
Ich nehme also mein altes CANON TS-E 24, richte die Kamera horizontal aus (Wasserwaage am Blitzschuh) und muss feststellen, dass die Brennweite für dieses Motiv noch zu lang ist. |
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Wenn ich das Objektiv in der Mittelstellung belasse, ist von den Tischbeinen nicht viel zu sehen. Wenn ich nach unten shifte schneide ich den oberen Teil des Bildes ab. Leider gibt es kein Shiftobjektiv mit noch kürzerer Brennweite - auch wenn sich viele Architekturfotografen dies wünschen würden! Ich denke, es ist technisch einfach nicht machbar. Aber wozu gibt es denn Photoshop! Ich mache einfach zwei Aufnahmen - einmal in der Mittelstellung und einmal 7mm nach unten geshiftet - und füge die Aufnahen digital zusammen. Was mir dabei auffällt: Beim unteren (geshifteten) Bild ist die Vignettierung (Randabschattung) etwas stärker ausgeprägt. Lässt sich aber mit Photoshop leicht in den Griff bekommen. Übrigens, das TS-E 24 kann man jeweils um 11mm nach oben und unten bzw. seitwärts verstellen. Ab 8mm beginnt der "rote Bereich", d.h. in diesem Bereich lässt die Bildqualität - vor allem bei digitalen Vollformatkameras - ein wenig nach. Hintergrund: Beim Shiften fällt das Licht schräg auf die Mikrolinsen des CMOS-Sensors, was leichte Vignettierung und chromatische Abberation verursacht. |
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Da ich mich bei meinem Bild aber noch nicht in diesem Bereich befinde, ist das Ergebnis durchaus zufriedenstellend. Alle Linien sind perfekt ausgerichtet und im original hat es etwa 18 Megapixel - das genügt professionellen Ansprüchen! Mit dieser Methode kann man natürlich auch Panoramafotografie betreiben: Ein Bild nach links geshiftet, eines in der Mittelstellung und eines nach rechts geshiftet. Alles mit Photoshop zusammenmontiert (passt immer) und fertig ist das Panorama. |
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Aufnahme mit 11mm nach links geshiftetem Objektiv | Aufnahme ungeshiftet | Aufnahme mit 11mm nach rechts geshiftetem Objektiv | |||||||||||
Ich benutze diese Methode nicht, denn sie hat zwei Nachteile: Die Bildqualität ist abhängig von der Bildhöhe (nach außen hin schlechter werdend) |
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Das Ergebnis | |||||||||||||
und der Bildwinkel der fertigen Aufnahme ist immer vorgegeben und lässt sich nicht an das Motiv anpassen. In diesem Fall musst ich z.B. auf den linken Teil des Schlosses verzichten (weiter zurück konnte ich nicht, sonst wäre ich in einen Brunnen gefallen). Diese Probleme hat man mit der Schwenkmethode nicht und deshalb ist sie auch mein favorisierter Lösungsansatz für obiges Beispiel. Wie ich aus 12 Einzelaufnahmen, aufgenommen mit einem einfachen Objektiv, ein perspektivisch korrektes Bild mit immerhin 59 MPixel (Dateigröße 170 MB) erzeuge, lesen Sie auf Seite 2! |
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